SH2-174

Valentinsrosen-Nebel

SH2-174 ist eine Chimäre aus einem Planetaren Nebel und einem HII-Gebiet im Sternbild Cepheus, nahe dem Polarstern. Damit ist SH2-174 das nördlichste Objekt aus dem Sharpless-Katalog.

Aufnahmen

Aufnahmedaten

Objekt Sh2-174
Aufnahmedatum
13., 14. und 15. Februar 2018
Belichtung Aufnahmedauer: 17.4 Stunden, H-Alpha: 333x100", OIII: 256x100", Luminanz: 120x30"
Teleskop Celestron RASA F2.2
Brennweite 620mm
Filter Baader f/2 Highspeed 2" H-Alpha Filter, Baader f/2 Highspeed 2" OIII Filter
Kamera ZWO ASI1600mmc
Guiding 250mm Leitrohr, MGEN
Montierung Celestron CGE pro
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Auszeichnungen

AstroBin Bild des Tages (IOTD) am 23.02.2018 Link >

Auszeichung für meine Aufnahme des Valentinsrosen-Nebels (SH2-174)

Ein Rätselhaftes Objekt

Sh2-174 oder auch PK 120+18.1 ist ein rätselhaftes Objekt. Die Bezeichnungen aus einem Katalog für Emissionsnebel (Sh2) und einem Katalog für Planetarische Nebel (PK) deuten schon an, dass die Klassifizierung dieses Objekts nicht eindeutig ist.

Sh2-174 ist sehr schwach, aber dafür sehr groß - er hat einen Durchmesser von etwa 20'. Das Objekt fiel erstmals Stewart Sharpless auf, der den roten, aus ionisiertem Wasserstoff bestehenden Nebel auf Fotoplatten entdeckte. Doch auch auf Aufnahmen im Licht des zweifach ionisierten Sauerstoffs [OIII] konnte man etwas erkennen. Das ließ den Schluss bzw. die Vermutung zu, dass es sich auch um einen alten Planetarischen Nebel handeln könne. Doch es war kein Weißer Zwerg als Zentralstern zu finden.

 

Und noch etwas war ungewöhnlich: Der ionisierte Wasserstoff und der ionisierte Sauerstoff hatten nicht das gleiche Zentrum. Und zwar war der ionisierte Sauerstoff Richtung Westen verschoben. Schließlich entdeckte man in seiner Mitte doch noch einen Weißen Zwerg (im Bild ist er gut als kleiner blauer Punkt zu erkennen) mit einer hohen Eigenbewegung, der mit etwa 1.000 Lichtjahren die gleiche Entfernung wie der Nebel hatte. Damit scheint die Natur des Nebels nun also klar zu sein. Es handelt sich um einen planetarischen Nebel, der aus unklarem Grund eine hohe Eigenbewegung besitzt und dabei seine Nebelmassen mitnimmt, wobei allerdings der Wasserstoff durch die Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium sozusagen hinterher hinkt.

 

Aber auch das konnte man schließlich erklären: Ionisierter Sauerstoff, rekombiniert mit den freien Elektronen, ist viel schneller als ionisierter Wasserstoff und sendet dabei die charakteristische türkisfarbene Strahlung aus. Das Weltbild der Astronomen stimmte wieder.

 

Jedenfalls bis 2008, als ein australischer Doktorand die großen sonnennahen Planetarischen Nebel näher untersuchte. Er fand anhand der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Nebels heraus, dass sein Alter, also der Zeitpunkt an dem er begann sich auszudehnen, nicht mit dem Alter des Weißen Zwergs übereinstimmte. Der Weiße Zwerg war viel zu kühl und damit zu alt - etwa hundertmal älter als der Nebel. Die plausibelste Erklärung dafür ist die, dass ein einzelner Weißer Zwerg gerade die Gaswolke durchquert und dabei das ihn umgebende Gas ionisiert. Der Nebel sei somit eine Strömgren-Sphäre und nicht durch den Massenverlust des sterbenden Sterns entstanden. Nicht alle Astronomen teilen diese Ansicht und halten Sh2-174 doch eher für einen Planetarischen Nebel, nämlich PK 120+18.1. Auch die astronomische Datenbank Simbad listet dieses Objekt als PN.

 

Gegen die Annahme, dass es sich um einen Planetarischen Nebel handelt, sprechen auch noch ein paar weitere Punkte: Der Nebel zeigt keine durch die Bewegungsgeschwindigkeit verschobenen Spektrallinien, d.h. sie ruhen, während der Weiße Zwerg sehr wohl eine Eigenbewegung aufweist. Die Nebel zeigen auch keine Schockfront, die sie haben müssten, wenn sie sich mit dem Weißen Zwerg mitbewegten und vom interstellaren Medium gebremst würden. Und die Nebel weisen keinen hellen Rand auf, den sie haben müssten, wenn sie vom sterbenden Stern in einem oder mehreren Schüben ausgestoßen worden wären. Sie hätten also eine mehr oder weniger kugelförmige Hülle bilden müssen, wodurch der Rand heller als das Innere erscheint. Dies scheint alles nicht der Fall.

Die vermutliche Entstehung des Valentinsrosen-Nebels (SH2-174) im Sternbild Cepheus.

Die Abbildung von SH2-174 in dieser Grafik entstand in Zusammenarbeit mit Jens Zippel aus Bremen.

Fotos

Alle Aufnahmen des Valentinsrosen-Nebels (SH2-174, Sharpless 174) sind sowohl als Drucke erhältlich, als auch auf Anfrage als Dateien für Veröffentlichungen. Weitere Informationen erhalten Sie im Foto-Portal.

SH2-174 (Sharpless 174), der Valentinsrosen-Nebel im Cepheus als Widefield-Aufnahme in H-alpha/OIII, verrechnet als BiColor-Foto.
SH2-174 (Sharpless 174), der Valentinsrosen-Nebel im Cepheus. BiColor-Aufnahme in natürlicher Farbgebung.
SH2-174 (Sharpless 174), der Valentinsrosen-Nebel im Cepheus als Detailsaufnahme-Aufnahme in H-alpha/OIII, verrechnet als BiColor-Foto.
SH2-174 (Sharpless 174), der Valentinsrosen-Nebel im Cepheus: H-alpha-Frame
SH2-174 (Sharpless 174), der Valentinsrosen-Nebel im Cepheus: OIII-Frame

Sternwarte Bärenstein

Privatsternwarte
Marcel Drechsler

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Auszeichung für meine Aufnahme des Valentinsrosen-Nebels (SH2-174)
Die vermutliche Entstehung des Valentinsrosen-Nebels (SH2-174) im Sternbild Cepheus.

Auszeichung für meine Aufnahme des Valentinsrosen-Nebels (SH2-174)
Die vermutliche Entstehung des Valentinsrosen-Nebels (SH2-174) im Sternbild Cepheus.